VfB Germania Halberstadt – FC Einheit Rudolstadt 3:3 (3:1)

Mit viel Moral und Einsatz das Ziel erreicht

Als der FC Einheit in diesem Auftaktspiel zur Oberligasaison 24/25 nach 23 Minuten mit 0:2 bei einem der Aufstiegsanwärter hinten lag, musste man um die Gäste, die unter Trainer Holger Jähnisch ihr 13. Jahr in der 5. deutschen Liga begannen, fürchten. In beiden Fällen waren Eckbälle der Halberstädter der Ausgangspunkt für die erfolgreichen Versuche, wobei sowohl Nick Poser (8.), als auch Bocar Baro (23.), den die FC-Abwehr erst in der 2. Halbzeit stellen konnte, davon profitierten, dass die Einheit-Hintermannschaft die Bälle nicht konsequent genug klären konnte. Dieser frühe Rückstand habe den Matchplan seiner Mannschaft ein Stück weit zunichte gemacht befand der FC-Coach.

Die beiden Treffer sorgen ebenfalls dafür, dass die Thüringer kaum für Entlastung sorgen konnten. Zwar spielten die Hausherren auch keinen Zauberfußball mit vielen Torchancen, wobei sie zunächst einige Freistöße für den Gast fabrizierten, aber man hatte vor allem im ersten Durchgang nicht das Gefühl, also ob das Ziel der Rudolstädter bei Bedingungen zum Zungeschnalzen, wie Holger Jähnisch zu den Voraussetzungen im Halberstädter Stadion anerkennend bemerkte, hier einen Punkt mitzunehmen, aufgehen könnte.

Doch nach 42 Minuten keimte Hoffnung beim Oberliga-Dino auf. Neuzugang Aulon Shoshaj wurde sehr gut freigespielt und traf unbedrängt aus acht Metern. Aber der kleine Funke bei Rudolstadt, hier noch etwas Zählbares mitzunehmen, glimmte nur kurz. Noch vor der Pause traf Bocar Baro, der eigentlich beim VfB schon als Abgang gemeldet war und den die Einheit aus Wernigerode kennt, erneut. Wiederum konnte er sich im Strafraum durchsetzen und schob aus kurzer Distanz ein (43.). „Wenn man mit einem 1:3 in die Halbzeit geht, sind die ersten 45 Minuten nicht so prickelnd gelaufen“, resümierte Jähnisch die Vorpausenleistung seiner Schützlinge.

Die 2. Halbzeit begann mit einer Flanke von Tim Rühling, wobei das Leder  noch das Lattenkreuz touchierte (47.). Danach sorgte die Germania mit einem Freistoß für Gefahr (48.) und die Gäste waren im Glück, dass ein Tor wegen Abseits keine Anerkennung finden konnte (49.). Doch spätestens mit dem Anschluss durch Aulon Shoshaj, der nach einem weiteren gelungenen Angriff unter Bedrängnis im Liegen einnetzte (57.), waren die Grün-Gelben im Spiel. Das zeigten Möglichkeiten nach einer Eingabe (54.) von Maximilian Schlegel, einen Kopfball von Rühling, der sein Ziel verfehlte (63.), einer Gelegenheit für den eingewechselten früheren Remschützer Robin Ensenbach (69.) und einem Abseitstor des selben Spielers (73.).

Warum die Platzelf nun schwächer wurde, erklärt Halberstadts Trainer Manuel Rost, der den VfB seit dem 1. Juli 2022 coacht und es nach der Pressekonferenz wegen der Schuleinführung seines Kindes eilig hatte, so: „Den Punkt – bzw. Siegverlust nehme ich komplett auf meine Kappe. Es ist nach einer so kurzen Pause schwierig, eine Vorbereitung zu gestalten. Wir konnten in der 2. Halbzeit nicht mehr so nachlegen, wie wir das wollten. Das liegt einfach daran, dass wir sehr intensiv trainiert haben. Und vielleicht sind wir jetzt gerade in der Phase, wo wir das vermeintliche Loch haben. Das war einkalkuliert und kann passieren. Dass es jedoch am 1. Spieltag passiert, ist ziemlich bitter, aber es wird uns im Laufe der Saison und vor allem im Winter und im Endspurt helfen.“

Rudolstadt spürte, dass auf dem bestens präparierten Rasenplatz im Friedensstadion etwas zu holen war und wurde für seine Bemühungen belohnt. Nach einem weiteren schnörkellosen und präzisen Angriff köpfte Marco Riemer die Kugel aus halblinker Position nach einer Flanke von Schlegel unter die Latte. Der gut postierte Assistent zeigte den Treffer sofort an (85.).

Danach hatte die Einheit noch einmal bange Minuten zu überstehen, hielt den Punkt aber mit jedem Zweikampf richtig fest. Nach vier Nachspielminuten war Schluss und ein ziemlich frustrierter Manuel Rost sah eine weitere Ursache vor allem in der Spielweise der Thüringer. Er sagte auf der Pressekonferenz: „Ich werde meinen Ansatz vom Fußballspielen unabhängig von der Liga nicht wegnehmen. Das ist es völlig egal, ob ich Bundesligatrainer bin oder Weltmeisterschaften spiele oder in der Kreisliga tätig bin, werde ich meine Mannschaften Fußball spielen lassen. Es kann nicht sein, und da müssen wir uns unbedingt auch in der Oberliga Gedanken machen, meine Spieler sind auf dem Spielfeld kein Freiwild. Ich wünsche mir, dass wir eine Linie haben und finden. Dann kann sich meine Mannschaft auch der Linie anpassen. Wenn man mal so und so pfeift, dann wird das immer wieder den Spielrhythmus zerstören. Dann ist es auch vollkommen egal, wie fit wir sind. Wenn das Spiel ständig unterbrochen wird und wir gar keinen Spielfluss rein bekommen, dann wird unsere Dominanz durch das Athletische gar nicht tragbar.“

Holger Jähnisch, den man beim VfB Germania wohl gar nicht auf der Rechung hatte, denn auf dem Vorstellungsschild der PK stand auch nach zehn Monaten noch der Name seines kurzzeitigen Trainerkollegen Jürgen Walther, zog diese Bilanz: „Wir sind auf einen Gegner getroffen, der in der letzten und bestimmt auch der neuen Saison oben mitspielen wird.

Wir haben uns, sicherlich mit dem Mut der Verzweiflung getraut, Fußball zu spielen und dann gesehen, dass hier etwas geht. Wir haben ein wenig umgestellt, um in der 2. Halbzeit das abzustellen, was nicht so lief. Mit dem 3:2 haben wir die Hoffnung am Leben erhalten, die sich am Ende mit dem 3:3 auch in einen Punkt umgewandelt hat.

Am Ende, das muss man sagen, war es ein rassiges, zweikampfintensives Spiel von beiden Seiten und typisch für die Liga. Jede Seite hat das Recht, den einen oder anderen Pfiff kritisch zu sehen. Das will ich von unserer Seite zu den Akten legen. Wir haben unser Ziel erreicht, hier einen Punkt mitzunehmen.“

Übrigens hatte sich für den Vereinssprecher der Umweg vom Urlaubsort auf dem Darß über Halberstadt gelohnt … .

Die Statistik

VfB Germania

Cichos, Kleeschätzky (70. Martinez), Baudis, Vukanic, Hackethal, Grzega, Baro, Hujdurovic, Arnold (76. Masuth), Kuffner Sandri, Poser

FC Einheit

Bresemann, Giebel, Siegel (79. Rupprecht), Floßmann, Schlegel, Shoshaj (68. Ensenbach), Riemer, Krahnert, Hornik (46. M. Baumann), Rühling, Wachs

Schiedsrichter: Lucas Leihkauf, Zuschauer: 361

Torfolge: 1:0 Nick Poser (8.), 2:0 Bocar Baro (23.), 2.1 Aulon Shoshaj (42.), 3:1 Bocar Baro (43.), 3:2 Aulon Shoshaj (57.), 3:3 Marco Riemer (85.)

Hartmut Gerlach

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