FC Einheit Rudolstadt – RSV Eintracht 1949 3:2 (1:0)

Trainer ziehen den Hut vor ihren Schützlingen

Eine Kopfbedeckung hatten Patrick Heinze (RSV Eintracht), der trug nur ein Basecap, und Holger Jähnisch (FC Einheit) in diesem Oberligaspiel nicht auf und so war die Geste nur symbolisch gemeint. „Wir ziehen den Hut“, sagten die Trainer zur Pressekonferenz nach Spielende übereinstimmend und meinten damit sowohl die Rückkehr der Randberliner nach dem 0:2 binnen drei Minuten und das 3:2 der Gastgeber, das zum Sieg reichte.

Die Hausherren begannen das Match selbstbewusst und hielten den Tabellensiebten, der erstmalig in der Südstaffel „aufschlug“, vom eigenen Gehäuse fern. Erst nach zehn Minuten tauchte der RSV in der torgefährlichen Zone der Rudolstädter auf. Nachdem der diesmal in der Startformation stehende Alain Biregey einen Kopfball zu hoch angesetzt hatte (10.), führte die nächste Aktion schon zur Führung der Einheit. Nach einem Doppelpass von Biregey und Lando-Maximilan Hornik über links erreichte die Eingabe über die Zwischenstation Sven Rupprecht Marco Riemer, der sie einnetzte (12.).

In der Folge entwickelte sich eine chancenarme Begegnung zwischen den Strafräumen, in der beide Seiten den Ball oft nach nur wenigen Kontakten verloren. Dann die zweimalige Riesenmöglichkeit für die Einheimischen, auf 2:0 zu stellen. Doch der per Hacke von Rupprecht glänzend frei gespielte Florian Giebel, an diesem Tag einer der Besten im FC-Dress, scheiterte am sensationell reagierenden Daniel Hernicker im Kasten der Gäste und auch den Nachschuss von Riemer verwehrte der 24-Jährige, der seine Ausbildung im Nachwuchs des Chemnitzer FC erhielt, den Einschlag (33.). Nicht nur weil sich seine Mannschaft im ersten Durchgang keine einzige Torgelegenheit erarbeitete, war Patrick Hinze, der seit 2017 auf der Trainerbank der Brandenburger sitzt, zur Pause nicht zufrieden: „Mir hat die 1. Halbzeit nicht gefallen. Da war Rudolstadt ein Stück weit griffiger und die Führung war nicht unverdient.“

Das sollte sich nach dem Seitentausch und zwei Wechseln auf der Seite der Eintracht ändern. Holger Jähnisch, dessen Netzwerk einmal mehr funktionierte und der viel über den doch unbekannten Gegner wusste, hatte gesagt: „Der RSV ist eine erfahrene, neu zusammengestellte Mannschaft mit einer hohen Qualität. Von daher war unsere Marschrichtung die, dass wir versucht haben, den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen.“

Aber der  Regionalsportverein, der umgestellt hatte, war nun sehr viel besser im trotz der neun Verwarnungen (3x Rudolstadt; 6x RSV sowie jeweils eine Gelbe Karte für die Bänke) durchaus anständig geführten Match. Maurice Geenen wurde schon vier Minuten nach Wiederbeginn zu einer Rettungstat gezwungen. Doch die Platzelf spielte mutig nach vorn und nach einem Foul an Riemer, der es im Sturmzentrum oft mit gleich drei Gästeakteuren aufnehmen musste, im Sechzehner gab es Strafstoß. Den verwandelte Maximilian Schlegel mit gewohnter Schärfe und Präzision (57.).

Aber die Brandenburger blieben dran. Erneut musste Geenen parieren (57., 61.), doch beim Anschluss, einem Schuss ins lange Eck, war er kurz darauf machtlos (66.). Schon 180 Sekunden später köpfte Ernes Matjaz nach einem der zahlreichen Eckbälle der Stahnsdorfer recht unbedrängt ein (69.). Das war eine Phase, die Hinze gefiel und in der die Gastgeber kaum zu Stafetten über mehrere Stationen kamen. „Wir waren die bessere Mannschaft und hätten das Spiel auch gewinnen müssen“, schätzte der 38-Jährige ein. Dabei dachte er natürlich an den Foulstrafstoß von Matjaz, bei dem der Schütze am Rudolstädter Keeper, der in die Ecke tauchte, scheiterte (78.).

Jähnisch sah diese Szenen so: „Wir haben vier, fünf Umschaltmomente nicht sauber und konzentriert genug ausgespielt, um zu klareren Torschancen zu kommen. Das verfolgt uns schon länger. Was nach dem 2:0 für uns passiert ist, ist auch mit Fußballpsychologie zu erklären. Man führt mit zwei Toren und fühlt sich wie der sichere Sieger. Aber man bekommt innerhalb von drei Minuten die beiden Gegentore, ist stehend k. o., schwimmt und geht (fast) unter.“

Dass die Platzherren nicht untergingen, haben sie einem Standard von Schlegel, in dessen Eckball Ron Wachs, der sich gegen die großen „Kerle“ in der Hintermannschaft durchsetzte, spritzte und per Kopf vollendete, zu verdanken (86.).

Die letzten Minuten, die sich aufgrund der Nachspielzeit von acht Zeigerumdrehungen auf 14 summierten, gerieten aus der Sicht der Grünen zu einer Abwehrschlacht, in die der FC Einheit alles hinein warf und in der die 1949er einiges liegen ließen. Am Ende war sie erfolgreich, was Patrick Hinze zu diesem Kommentar veranlasste: „Wir sind heute selbst schuld, dass wir nicht gewonnen haben. Aber muss schon so fair sein, Rudolstadt zu beglückwünschen, denn sie haben ein Tor mehr geschossen und dann ist so ein Sieg auch nicht ganz unverdient.“

Freude pur strahlte die Meinung seines Gegenübers aus: „Wir sind absolut happy und mit den drei Punkten sehr zufrieden. Wir werden eine schöne Trainingswoche haben und mit dem Wind im Rücken das schwere Auswärtsspiel in Sandersdorf angehen. Wenn man so ein hart umkämpftes Spiel so wie heute für sich entscheidet, ist es umso schöner.“

Dass es nach der Begegnung noch einmal turbulent wurde und der Unparteiische aus Sachsen noch zwei Feldverweise aussprach, steht auf einem anderen Blatt und ist im Fall des Einreit-Schlussmanns eine Sache des NOFV-Sportgerichts.

Die Statistik:

FC Einheit:

Genen (90.+8 RK), Giebel, Veleski (46. M. Baumann), Schlegel, Riemer, Krahnert, Biregey (60. Shoshaj), Hornik (76. Siegel), Rupprecht (69. Kuhn), Rühling, Wachs (90.+3 Ensenbach)

RSV Eintracht:

Hernicke, Samson, Göth (87. Jupolli), Kruska (46. Plumpe), Matjaz, Schüßler, Fron, Aydin, Steinborn, Mustapha, Krüsemann (90.+8 GRK)

Schiedsrichter: Ronny Walter, Zuschauer: 121

Torfolge: 1:0 Marco Riemer (12.), 2:0 Maximilian Schlegel (57.), 2:1 Tim Göth (66.), 2:2 Emes Matjaz (69.), 3:2 Ron Wachs (84.)

Besonderes. RK für Maurice Geenen (Einheit); GRK für Luca Krüsemann (RSV)

Fotos aus der 1. Halbzeit von Achim Freund

Hartmut Gerlach

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