Die Meinungen der Trainer nach dem Oberligaspiel VfB Germania – FC Einheit (3:3)

Nach dem Oberligaspiel VfB Germania Halberstadt gegen den FC Einheit Rudolstadt fand beim Gastgeber eine Pressekonferenz statt. Hier äußerten sich beide Trainer zum Spiel, wobei sich der VfB offenbar nicht ganz so gut über seinen Gegner informiert hatte. Denn auf dem Schild des Cheftrainers der Rudolstädter stand Jürgen Walther. Erst nach einer Intervention des Vereinssprechers wurde dies zumindestens teilweise geändert.

Holger Jähnisch (FC Einheit):

„Wir wussten, was uns hier erwartet und ich bin auch nach dem Spiel in meiner Meinung bestätigt worden. Wir sind auf einen Gegner getroffen, der in der letzten und sicher auch der neuen Saison oben mitspielen wird.

Wir haben hier fantastische Rahmenbedingungen vorgefunden. Das ist zum Zungeschnalzen. Wir wollten versuchen, heute ein Pünktchen zu entführen. Das Spiel ist für uns nicht optimal gestartet. Wenn man nach drei Minuten nach einer Ecke hinten liegt, dann macht das auch ein Stück weit den Matchplan kaputt. Dann hat Halberstadt auf eine ähnliche Art und Weise nachgewaschen. Unser Anschluss war anschließend gut herausgespielt. Das Tor hat uns wieder Hoffnung gegeben. Aber wenn man  nur knapp darauf mit einem 1:3 in die Halbzeit geht, dann sind die ersten 45 Minuten nicht so prickelnd gelaufen.

Aber wir haben zu Beginn der 2. Halbzeit ein paar Dinge weggelassen, dann aber einen Schritt in der Entwicklung in der Geschwindigkeit gemacht. Die war für diese Liga extrem hoch. Da sieht man, dass die Halberstädter gut im ‚Schuh stehen’. Schon die letzten 15 Minuten der 1. Halbzeit waren für meinen Geschmack gut. Wir haben uns dann, sicherlich mit dem Mut der Verzweiflung, getraut, Fußball zu spielen und gesehen, dass hier etwas geht. Wir haben ein wenig umgestellt, um in der 2. Halbzeit das abzustellen, was nicht so lief. Mit dem 3:2 haben wir die Hoffnung am Leben erhalten, die sich am Ende mit dem 3:3 auch in einen Punkt umgewandelt hat.

Am Ende muss man sagen, war es ein rassiges, zweikampfintensives Spiel von beiden Seiten und typisch für die Liga. Jede Seite hat das Recht, den einen oder anderen Pfiff kritisch zu sehen. Das will ich von unserer Seite zu den Akten legen. Wir haben unser Ziel erreicht, hier einen Punkt mitzunehmen. Wir fahren frohen Mutes nach Hause und können das Wochenende, was hoffentlich vom Wetter her schön wird, ein Stück weit genießen.“

Manuel Rost (VfB Germania):

„Als allererstes mache ich meinen Jungs keinen Vorwurf. Den Punkt – bzw. Siegverlust nehme ich komplett auf meine Kappe. Es ist nach einer so kurzen Pause schwierig, eine Vorbereitung zu gestalten. Wir konnten in der 2. Halbzeit nicht mehr so nachlegen, wie wir das wollten. Das liegt einfach daran, dass wir sehr intensiv trainiert haben. Und vielleicht sind wir jetzt gerade in der Phase, wo wir das vermeintliche Loch haben. Das war einkalkuliert und kann passieren. Dass es jedoch am 1. Spieltag passiert, ist ziemlich bitter, aber es wird uns im Laufe der Saison und vor allem im Winter und im Endspurt helfen. Wir wissen bei den Zielen, die wir haben, dass es ein Marathon ist und kein Sprint. Deswegen nehmen wir das erst einmal so an, wie wir das hier gesehen haben.

Und das Zweite und da werde ich in diesem Jahr kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und das innerlich ziemlich aufwühlt. Ich bin Fußballtrainer und – spieler geworden, weil ich das Spiel liebe und nicht, weil ich das Spiel zerstören möchte. Ich werde meinen Ansatz vom Fußballspielen unabhängig von der Liga nicht wegnehmen. Das ist es völlig egal, ob ich Bundesligatrainer bin. Weltmeisterschaften spiele oder in der Kreisliga tätig bin – ich werde meine Mannschaften Fußball spielen lassen. Es kann nicht sein, und da müssen wir uns unbedingt auch in der Oberliga Gedanken machen, meine Spieler sind auf dem Spielfeld kein Freiwild. Es kann nicht sein, und das möchte ich an einer Situation ganz banal erklären,. Wenn wir den Ball verlieren und ein aggressives Pressing spielen, den Ball durch Patrick Baudis nach vorn verteidigen und gewinnen und dass das ein Foul ist, dann hätte Bocar heute fünf Elfmeter bekommen müssen.

Ich wünsche mir, dass wir eine Linie haben und finden. Dann kann sich meine Mannschaft auch der Linie anpassen. Wenn man mal so und so pfeift, dann wird das immer wieder den Spielrhythmus zerstören. Dann ist es auch vollkommen egal, wie fit wir sind. Wenn das Spiel ständig unterbrochen wird und wir gar keinen Spielfluss rein bekommen, dann wird unsere Dominanz durch das Athletische gar nicht tragbar.

Die zweite Sache, die mir genau so auf dem Herzen liegt und da werde ich dieses Jahr auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Ich werde es jetzt verpacken, aber man muss sich schon die Frage stellen, warum Bocar eigentlich so wenige Fouls, die glockenklar sind, gegen sich bekommt und auf der anderen Seite bei der ersten Berührung ein Foul gegen sich bekommt.

Ich werde mir das jetzt genau anschauen und ich habe ja grundsätzlich immer alles auf der Kamera. Bevor ich das jetzt hier beende, möchte ich noch ganz kurz inhaltlich sprechen. Wir sind absolut enttäuscht. Das ist vollkommen klar, weil es nicht unser Anspruch ist. Vor allem nicht, wenn wir 2:1 und 3:1 führen. Wir werden das für uns aufarbeiten und analysieren, aber was für uns auch klar ist, wird sind in der Kabine absolut intakt. Wir wissen, wo wir hin wollen und wir wissen auch, wie wir dahin kommen. Deswegen werden wir das heute genauso so annehmen, wie es ist, genau so, wie mir meiner Schuleinführung. Wir werden Lösungen finden und wir werden nicht ‚herumheulen’, aber wir werden auf jeden Fall nach vorn schauen und wir werden in diesem Jahr Dinge ansprechen, die es anzusprechen gilt. Ich wünsche allen ein schönes Wochenende, auch wenn es als Halberstädter schwer ist, das zu verdauen. Aber nächste Woche geht es wieder von vorn los und morgen machen wir die Augen auf und gucken wieder nach vorn.“

Foto: H. Gerlach

Hartmut Gerlach

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